Wie du ein Naturbild legst und dabei in Verbindung mit deinen momentanen emotionalen Bedürfnissen kommst

Wir befinden uns wieder in einem Lockdown - derzeit noch "light", aber mit empfindlichen Einschränkungen unserer Handlungsmöglichkeiten und dem dringenden Appell zur Reduktion unserer sozialen Kontakte. Diesmal treffen uns diese Maßnahmen nicht im erblühenden Frühjahr, sondern im November, einem ohnehin vielfach als recht trüb erlebten Monat, der sich oftmals grau in grau zeigt, in dem sich die Sonne seltener zeigt und es kühler wird. Lockdown und November können sich schnell zu einem ziemlichen Stimmungstief potenzieren. 

Umso wichtiger ist es deshalb, gerade jetzt achtsam auf deine Bedürfnisse zu achten und gut für dich selbst zu sorgen.

Lock down, dive into nature…

 

Was unsere gewohnte Infrastruktur betrifft, müssen wir derzeit also auf einiges verzichten, was uns jedoch immer noch offensteht, ist die Natur. Ich möchte dir deshalb heute eine Möglichkeit vorstellen, wie du dich gerade jetzt stärker mit der Natur und gleichzeitig mit dir selbst verbinden kannst. Dafür möchte ich dich dazu einladen, einen Spaziergang in der Natur zu unternehmen und anschließend mithilfe meiner Anleitung eine kreative Übung zur Selbsterfahrung zu machen. Sie ist einfach und nimmt wenig Zeit und Mittel in Anspruch, hat aber große Wirkung. Du kannst dich dadurch erden und besser verstehen, was du auf emotionaler Ebene in diesem Moment brauchst.

 

Hast du bereits einen Lieblingsplatz in der Natur? Einen Ort, an dem du Kraft schöpfen kannst? Falls ja, geh dorthin. Falls nicht, sei offen für das, was sich gerade richtig anfühlt – ein kurzer Abstecher in einen nahegelegenen Park, ein ausgedehnter Spaziergang über Wiesen und Felder oder eine kleine Wanderung durch den Wald.

Nimm einen kleinen Sack oder eine Tasche mit für die Schätze, die du dort entdecken wirst!

 

Wo auch immer du hingehst, nimm deine Umgebung achtsam wahr. Versuch, nicht deinen üblichen Gedanken nachzuhängen und nicht zu telefonieren, sondern dich ganz auf die Natur einzulassen. Achte auf deinen Weg und sei offen für Entdeckungen. Was hat eine besondere Wirkung auf dich? Siehst du besonders schön verfärbte Blätter? Entdeckst du im Gehölz kleine Äste, die interessant geschwungen sind? Liegen glänzend braune Kastanien auf deinem Weg?

 

Beginn damit, achtsam Fundstücke zu sammeln, die dich besonders ansprechen. Geh dabei respektvoll mit der Natur um. Du kannst auch in dieser Jahreszeit unendlich viele Dinge finden: verschiedenste Blätter, Äste, Gräser, Steine, Hagebutten, Sand, Kies, Moos…

Wieder zu Hause…

 

Wenn du von deinem Spaziergang  zurückgekehrt bist, nimm dir etwa 20 Minuten Zeit und such dir einen Ort, an dem du dich entspannen kannst und ungestört bist. Du brauchst jetzt deine Fundstücke aus der Natur und ein weißes Blatt Papier (ca. Größe A3, oder kleb zwei kleinere Blätter mit Tixo aneinander).

Betrachte die Dinge, die du bei deinem Ausflug ins Grüne gefunden hast. Sieh dir jeden einzelnen Gegenstand in Ruhe an und lass ihn auf dich wirken.

Welche Farbe haben deine Fundstücke? Ein Blatt kann man einfach als grün bezeichnen, aber sieh genauer hin und achte darauf, welches Grün du siehst: ist es hellgrün, dunkelgrün, grasgrün, olivgrün, erbsengrün, smaragdgrün, blaugrün oder gelbgrün…?

Welche Textur haben die Dinge? Wie fühlen sie sich in deiner Hand an? Sind sie rau oder glatt? Fühlen sie sich trocken oder feucht an? Sind sie warm oder kalt?

Empfindest du die Dinge als leicht oder schwer, wenn du sie einzeln in die Hand nimmst? Sind sie weich oder fest? Bieten sie Widerstand, wenn du sie mit der Hand umschließt oder musst du sehr vorsichtig sein, damit sie nicht zerbrechen?

Gestalte dein Naturbild

 

Nimm all dies wahr und geh jetzt in eine Gestaltung. Wähle Naturmaterialien aus und ordne sie so auf dem Papier an, dass ein für dich harmonischer, idyllischer Ort entsteht. Es soll ein Ort werden, an dem du dich geborgen, geschützt und gut genährt fühlst.

 

Lass dich dabei ganz von deiner Intuition leiten. Folge einfach deinen Impulsen, es gibt kein richtig oder falsch. Versuch auch nicht, die Naturmaterialien „schön“ anzuordnen. Spür in dich hinein und gestalte so authentisch wie möglich. Schön ist, was wahr ist. Versuche, dich nicht zu bewerten und genieße stattdessen den schöpferischen Prozess. Diese Gestaltung ist nur für dich, du musst sie später niemandem zeigen. Oft fällt es uns im Gestalten mit Naturmaterialien ohnehin leichter, unsere perfektionistische Tendenz fallen zu lassen, als wenn wir mit künstlerischen Materialien arbeiten. 

Einige Fragen zur Reflexion…

 

Wenn du deine Gestaltung beendet hast, kannst du ein Blatt Papier und einen Stift nehmen, um für dich selbst folgende Fragen zu beantworten und so deinen kreativen Prozess und deine Selbsterfahrung zu vertiefen:

 

Wie ist dieser Ort, den du erschaffen hast?

Beschreibe, was du siehst! Welche Farben und Formen sind da, welche Dynamik wird für dich sichtbar? Ist der Ort groß oder klein, eng oder weit? Bleib in deiner Beschreibung möglichst neutral und bei dem, was du wahrnimmst, werte nicht.

 

Nun spür nach, wie der Ort auf dich wirkt.

Welche körperlichen Empfindungen hast du, wenn du auf deine Gestaltung schaust? Spürst du eine Schwere, ein Kribbeln, Wärme, Kälte, Enge oder Weite?

Welche Gefühle tauchen in dir auf?

Welche Gedanken kommen dir? Erinnert dich der Ort an etwas? Entstehen Geschichten?

Kommt dir irgendein Teil besonders entgegen? Spricht dich etwas besonders an oder kommt dir etwas seltsam vor?

Was magst du an diesem Ort besonders? Was ist es, was du daran wirklich genießt?

 

Nachdem du diese Fragen beantwortet hast - was hat das alles in genau diesem Augenblick mit dir zu tun?

Wenn du jetzt, während du deinem Bild gegenübersitzt, darüber nachdenkst, was du momentan auf emotionaler Ebene wirklich brauchen würdest – was wäre das? Was ist dein momentanes Bedürfnis?

 

Gib zum Schluss deiner Gestaltung eine Benennung. Sie soll möglichst prägnant sein, damit du dich auch morgen noch gut an sie erinnern kannst. Ein Wort oder ein kurzer Satz.

 

Wenn du möchtest, mach von deinem Naturbild ein Foto als Erinnerung. 

Die Natur ist ein idealer Ort, um zu heilen und uns genährt zu fühlen. Wir aktivieren unsere Selbstheilungskräfte und „nützen“ die Ressourcen, die uns umgeben.

Wenn wir in der Natur sind, kommen wir zur Ruhe und treten fast ein bisschen aus uns heraus. Der Wald, die Wiese oder wo auch immer wir hingehen, kann uns in Staunen versetzen, wenn wir uns dafür öffnen. Die Natur ist unendlich komplex: sie umgibt uns mit Leben, alles wächst und ist in ständigem Wandel.

 

Ich denke, als Menschen haben wir zwei ganz grundlegende Bedürfnisse in uns, die du in dieser Übung miteinander verbinden kannst. Zum einen haben wir eine tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit, wir wollen uns mit unserer Umgebung und seinen Elementen verbinden, ganz einfach deshalb, weil wir ihre Aspekte in uns tragen. Wir selbst sind Natur. Je mehr wir uns mit der Natur verbunden fühlen, desto verbundener fühlen wir uns auch mit uns selbst und anderen. 

Zum anderen haben wir das Bedürfnis, uns auszudrücken mit all dem, was wir sind. Wir wollen unser Wesen verwirklichen und zum Ausdruck bringen. Im Gestalten mit Naturmaterialien kannst du beide Bedürfnisse stillen und so zu deinem persönlichen Wachstum beitragen.

 

Die in meinem Blog beschriebenen Übungen und deine dazu niedergeschriebenen Gedanken können dir dabei helfen, dich in einem schöpferischen Prozess mit dir selbst zu verbinden, Ressourcen zu aktivieren und mehr über dich selbst zu erfahren. Doch manchmal sind unsere Konflikte tiefgreifender und wir in unseren Handlungsmöglichkeiten so eingeschränkt, dass wir Unterstützung brauchen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn du allein anstehst und dir Begleitung wünscht, kontaktiere mich daher gerne für einen kunsttherapeutischen Prozess. Ich helfe dir dabei, dich frei und ohne Blockaden auszudrücken. Gemeinsam schauen wir, was sichtbar wurde und suchen Worte für das Erlebte und Entstandene. Wir finden heraus, welche Antworten du darin entdecken kannst und welche Möglichkeiten sich für dich daraus ergeben.

 

Mein Blog soll dazu anregen, selbst zu gestalten und sich in kreativen Prozessen mit sich selbst zu verbinden. Die vorgestellten Übungen zur kreativen Selbsterfahrung sind nicht zu verwechseln mit Kunsttherapie. Kunsttherapie erfordert eine ausgebildete Kunsttherapeutin / einen ausgebildeten Kunsttherapeuten. 

 

Ich biete trotz Covid 19 Kunsttherapie 1:1 mit ausreichenden Schutzmaßnahmen in meiner Praxis an, aber auch gerne online.

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