Intuition statt Perfektion - befreie deine Kreativität und gestalte spontan und authentisch

 

Vielleicht kennst du das: du spürst manchmal in dir die Lust, dich kreativ auszudrücken oder fühlst dich inspiriert, wenn du anderen beim Malen, Zeichnen, Töpfern usw. zusiehst. Vielleicht hast du ein Kind und bewunderst insgeheim, wie frei und lustvoll es zeichnet. Du hast den Impuls, selbst zu Stift, Pinsel oder Kreide zu greifen, doch schon schnell vergeht dir die Freude daran, weil sich der Anspruch in dir meldet, ein “schönes” Bild zu machen oder eine Stimme, die dir sagt, dass du nicht gut genug bist. Und schon ist die Inspiration verflogen.  

 

Oder, was noch häufiger vorkommt: du hast dein Streben nach Perfektion schon so weit verinnerlicht, dass du gar nicht erst in Versuchung gerätst, kreativ zu werden. Damit bist du nicht allein. Wir “erleben auch ein kollektives Muster, das wie eine riesige Wolke über jedem schwebt, der sich auf den kreativen Prozess einlässt. Diese Wolke haben uns Generationen von Menschen vererbt, die angetrieben wurden, produktiv zu sein, statt dem natürlichen Prozess zu folgen”. (Michele Cassou, Point Zero – entfesselte Kreativität, deutsche Ausgabe 2016, S. 177.) 

 

Die meisten von uns haben gelernt, Dinge zu tun, für die wir Anerkennung bekommen. Wir wollen “sinnvolle” oder wenigstens “schöne” Dinge machen und haben gleichzeitig Angst, dabei zu scheitern. Dein innerer Wunsch und Antrieb, dich selbst kreativ auszudrücken, ist also manchmal da, wird jedoch oft im Keim erstickt durch die Einwände, die dein Verstand hat. Einen Weg aus diesem inneren Widerspruch bietet die Kunsttherapie und auch die Idee des Intuitiven Malens. Vielleicht hast du davon schon mal gehört? Mir kommt dieser Begriff in letzter Zeit immer öfters unter. Er deckt sich in vielem mit meinem kunsttherapeutischen Ansatz und kann Menschen dazu inspirieren, kreativ zu werden, weshalb ich ihn in diesem Beitrag vorstellen möchte. 

 

Intuitives Malen 

 

Was ist eigentlich Intuition? Im Allgemeinen verstehen wir darunter eine Art innere Eingebung, Gedanken oder Erkenntnisse, die ohne unser rationales Denken zustande gekommen sind. Intuition beruht auf der Summe all unserer Erfahrungen, auch jener, die uns im Augenblick nicht bewusst sind. Intuition speist sich aus unserem tiefen inneren Wissen, unserer inneren Weisheit. Manchmal wird sie auch mit unserem Bauchgefühl gleichgesetzt. Sie ist unsere innere Stimme, die wir überhören, weil wir es nicht gewohnt sind und es um uns herum so laut ist. Wir müssen selbst still werden und in uns hineinhorchen, um sie wahrnehmen zu können. 

 

Beim intuitiven Malen geht es darum, deiner inneren Stimme zu lauschen und alle Impulse ungefiltert auf das Blatt zu bringen. Intuitives Malen bedeutet, dich deiner Schöpferkraft ganz hinzugeben und zu vertrauen. Loszulassen anstatt zu kontrollieren. Beim Malen aus deiner Intuition heraus versuchst du, alles, was den freien Fluss deiner Kreativität behindert, aus dem Weg zu räumen, um dich mit deinem Inneren zu verbinden und aus diesem heraus zu gestalten. Ohne Vorlage, ohne vorgegebenem Thema, ohne von jemand anderem bewertet zu werden und auch ohne dich selbst zu bewerten – was oft viel schwieriger ist.  

 

Ich kann nicht malen... 

 

Das ist leichter gesagt als getan, weil in unseren Köpfen ständig Glaubenssätze sind, die uns daran hindern, frei und lustvoll zu gestalten. Der Klassiker unter ihnen ist: “Ich kann nicht malen”. Ich antworte darauf gerne, dass jeder Mensch gestalten kann, der einen Pinsel in der Hand halten kann. Oder einen Stift. Oder Kreiden. Sobald wir Spuren auf dem Papier hinterlassen, können wir malen und zeichnen. Was aber eigentlich hinter dem Satz steckt, ist die Überzeugung, dass wir nicht so malen oder zeichnen können, wie unser Verstand es für richtig hält und gerne hätte. Die meisten von uns werden tatsächlich nicht die handwerklichen Fertigkeiten eines Michelangelo erlangen, aber ehrlich – who cares? Vielleicht werden wir auch kein Bild machen, das so wohlproportioniert und in Komposition und Farben ausgewogen ist wie das irgendeiner Freundin, die wir dafür bewundern, doch was soll’s? 

 

Prozess statt Kontrolle 

 

Beim Malen aus der Intuition heraus geht es nicht darum, ein “schönes” Bild zu gestalten. Es geht darum, dich auf einen echten, rohen, wilden und authentischen Prozess einzulassen. Macht das nicht ohnehin mehr Spaß? Wir müssen in so vielen Lebensbereichen Anforderungen erfüllen, Ansprüchen gerecht werden und Dinge zur Zufriedenheit anderer erledigen. Wie wäre es daher, die eigene Kunst zu einer Art heiligen Insel zu erklären und sie zu verteidigen vor Perfektionsansprüchen? Wie wäre es, uns selbst voller Liebe und Mitgefühl die Möglichkeit zu geben, in uns hinein zu spüren und uns einfach so auszudrücken, wie es unserem Bauchgefühl gerade entspricht?  

 

Loslassen... 

 

Was braucht es dazu? Du musst den Mut haben, loszulassen und Kontrolle abzugeben. Spontaner intuitiver Ausdruck lässt sich nicht kontrollieren. Erst wenn du damit aufhörst, deinen kreativen Prozess zu kontrollieren, kannst du ganz in einen Flow kommen. Dann kannst du deine Hand einfach machen lassen und dir selbst dabei zusehen, was entsteht. Du kannst versuchen, offen zu sein für das, was sich als nächstes zeigen wird. Wenn du aufhörst, zu kontrollieren, eröffnest du dir damit einen Raum voller Möglichkeiten.  

Das ist zu Beginn ungewohnt und vielleicht nicht einfach, aber du kannst es üben. Du kannst immer besser darin werden, dich auf den Prozess einzulassen, anstatt ein bestimmtes Ergebnis vor Augen zu haben. Je öfter du es machst, desto mehr wirst du genießen zu spüren, welche kreative Kraft in dir steckt und wie lebendig du dich fühlst, wenn sie ungehindert durch dich hindurchströmen darf.  

 

Die Suche nach Bedeutung 

 

Was uns außerdem daran hindert, uns spontan, frei und intuitiv auszudrücken, ist unsere Suche nach Bedeutung. Ich meine damit unseren Wunsch, in unseren eigenen Bildern zu lesen, sie zu interpretieren und Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Als Kunsttherapeutin kenne ich dieses Bedürfnis sowohl von meinen Klient*innen als auch von mir selbst. Es geht in der Kunsttherapie ja tatsächlich darum, kreative Prozesse zu durchleben und anschließend zu reflektieren, was man dabei über sich selbst erfahren hat. Da ist es mitunter verlockend, schnell zu gestalten schon in Hinblick darauf, was das Bild denn wohl zu bedeuten hat. Wir manipulieren jedoch das entstehende Bild, wenn wir ihm schon während des Malens eine Bedeutung aufzwingen. Es ist wichtig, sich zunächst völlig und aus dem Bauch heraus auf den Gestaltungsprozess einzulassen, ohne sich durch bewusste Gedanken gleich selbst zu zensieren, zu kontrollieren und einzuschränken. Denn erst der völlig freie Ausdruck offenbart uns Einblicke in unsere Seele.  

 

Bilder wirken 

 

In der Kunsttherapie hilft das anschließende Gespräch, neue Einsichten, Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Und dennoch: Bilder lassen sich nicht einfach in Worte übersetzen. Sie lassen sich nicht wie einen Text lesen. Sie sprechen ihre eigene Sprache. Über unsere Bilder bekommen wir wieder mehr Zugang zu unseren Empfindungen, Gefühlen und Gedanken, die oft tief in uns verborgen sind. Wir können verloren geglaubte Anteile von uns integrieren, um uns irgendwann wieder “ganz” zu fühlen. 

 

Wir dürfen darauf vertrauen, dass ein ungehinderter schöpferischer Prozess immer heilsam für uns ist. Was wir spontan malen, zielt jederzeit auf Heilung. Indem wir ausdrücken, was uns spontan erscheint, erlauben wir dem Unbewussten, Form und Farbe anzunehmen. Dadurch akzeptieren wir es und unterstützen seine Integration.  

 

Stärke deine Intuition  

 

Wenn du möchtest, kannst du das Gelesene gleich in die Praxis umsetzen. Nimm dir eine halbe Stunde Zeit für dich. Du brauchst ein Blatt Papier in der Größe A3 und Stifte oder Kreiden. 

 

Wenn du alles vorbereitet hast und ungestört bist, nimm ein paar tiefe Atemzüge und setz dir die Intention, dich selbst während des Gestaltens nicht zu kontrollieren, sondern spontan zu sein.  

 

Nimm dir vor, deine Gestaltung niemandem zu zeigen. Du machst sie nur für dich, sie wird von niemandem bewertet, auch nicht von dir selbst. Sie soll nicht schön sein, sondern echt. Die fertige Gestaltung wird nicht mehr und nicht weniger sein als der Schlusspunkt deines kreativen Prozesses. Gib deiner Intuition die Erlaubnis, den Prozess zu gestalten und deinem bewussten Verstand eine Pause. 

 

Wähle die Farben ganz spontan, gib jedem Impuls nach, die einzige Grenze, die es gibt, sind die Ränder des Blattes.  

 

Genieße es, frei, wild, authentisch und du selbst zu sein. Du machst dieses Bild nur für dich, für niemanden sonst.  

 

Gib deiner Intuition Raum und befreie deine Kreativität! 

 

Manchmal sind unsere Konflikte tiefgreifend und wir in unseren Handlungsmöglichkeiten so eingeschränkt, dass wir Unterstützung brauchen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn du allein anstehst und dir Begleitung wünscht, kontaktiere mich daher gerne für einen kunsttherapeutischen Prozess. Ich helfe dir dabei, dich frei und ohne Blockaden auszudrücken. Gemeinsam schauen wir, was sichtbar wurde und suchen Worte für das Erlebte und Entstandene. Wir finden heraus, welche Antworten du darin entdecken kannst und welche Möglichkeiten sich für dich daraus ergeben. 

 

Mein Blog soll dazu anregen, selbst zu gestalten und sich in kreativen Prozessen mit sich selbst zu verbinden. Die vorgestellten Übungen zur kreativen Selbsterfahrung sind nicht zu verwechseln mit Kunsttherapie. Kunsttherapie erfordert eine ausgebildete Kunsttherapeutin / einen ausgebildeten Kunsttherapeuten. 

 

 

Ich biete trotz Covid 19 und auch während des Lockdowns Kunsttherapie 1:1 mit ausreichenden Schutzmaßnahmen in meiner Praxis an, aber auch gerne online. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Catherine (Freitag, 08 Januar 2021 17:07)

    Wie immer inspirierend! Ich werde das glei ch am Wochenende ausprobieren und hoffe auf einen "Flow"!