Die Seele spricht in Bildern. Warum es so heilsam ist, sich frei auszudrücken

 

Was machen wir gewöhnlich, wenn wir uns nicht gut fühlen und etwas in unserem Leben nicht rund läuft? Automatisch fangen unsere Gedanken an, um dieses Thema zu kreisen. Wir haben die Hoffnung, durch Nachdenken unser Problem lösen zu können oder zumindest zu erkennen, was denn die Ursache unserer Verstimmung ist. Vielleicht rufen wir auch eine Freundin an und sprechen darüber, was uns bedrückt. Das sind zwar grundsätzlich gute Strategien, aber sie funktionieren nicht immer. Ich denke, wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass wir durch Nachdenken und Gespräche unsere Probleme oft nicht lösen können. Oder nicht nachhaltig. Wir geben uns zwar große Mühe, wägen Gedanken gegeneinander ab und suchen vielleicht sogar in unserer Vergangenheit nach Ursachen für unsere Kränkungen, Ängste, Schwierigkeiten und Blockaden. Und dennoch scheint uns das oft nicht weiterzubringen. Woran liegt das? 

 

Viele unserer Verstrickungen und Verwirrungen haben ihre Ursache im Unterbewusstsein. Also in dem Teil der Psyche, der unseren Gedanken nicht direkt zugänglich ist. Unsere Gedanken und Worte reichen nicht tief genug. Sie dringen nicht zum Wesentlichen vor. Sie erreichen nicht das Problem hinter dem Problem.  Wenn wir bislang Unbewusstes verstehen möchten, müssen wir einen anderen Weg wählen: jenen der Bilder. 

 

Um das verständlich zu machen, möchte ich ein wenig ausholen. Wir erleben uns selbst und die Welt um uns herum mit all unseren Sinnen. Wir sehen, wir hören, wir riechen, wir schmecken, wir spüren - und aus all diesen Empfindungen, aus allem, was wir über unsere Sinne aufnehmen, setzen sich unsere Erfahrungen von der Welt und von uns selbst zusammen. Und zwar von klein auf, also lange, bevor wir Worte verstehen und beginnen, uns verbal auszudrücken. Das geschieht ganz von selbst, wir können es nicht bewusst steuern.  

 

Diese vielen Eindrücke formen in uns innere Bilder. Wir speichern unsere Erfahrungen also nicht in Worten ab, sondern in Bildern, und das ist ein weitgehend unbewusster Vorgang. Diese inneren Bilder beeinflussen in weiterer Folge unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Vereinfacht gesagt wirken sie wie Brillen, durch die wir uns selbst und die Welt betrachten. Solange sie rosarot sind, ist das kein Problem. Es gibt aber auch früh entstandene innere Bilder, die unseren Blick gegenwärtig verdunkeln und uns unglücklich machen.

 

Wenn wir nun Schwierigkeiten haben, immer wieder in denselben Mustern hängen, uns selbst nicht verstehen und ambivalente Gefühle haben, denken wir gewöhnlich in Worten über Lösungen nach - doch wir können sie oft nicht finden, weil wir nicht die richtige Sprache sprechen. 

 

Wie können wir nun mit unserem Unterbewusstsein kommunizieren? Wir speichern unsere Erfahrungen in Bildern, wir träumen in Bildern, wir erinnern uns in Bildern. Wenn wir unser Unterbewusstes verstehen wollen, müssen wir seine Sprache sprechen: die Sprache der Bilder.  

  

Das klingt zunächst kompliziert, ist aber im Grunde ganz einfach. Wir alle sind geboren mit der Fähigkeit, uns nonverbal auszudrücken. Wir tun dies von klein auf. Von Geburt an kommunizieren wir mit unserem Körper, wir schauen, wir bewegen uns, wir greifen, wir machen Geräusche. Wir drücken so aus, was wir empfinden und erreichen im besten Fall, dass unsere Bedürfnisse befriedigt werden. Wenn wir davon ausgehen, dass all unsere Erfahrungen in den Zellen unseres Körpers gespeichert sind, dann drücken wir über unseren Körper authentisch aus, wer wir wirklich sind. Wenn wir ganz frei sind in unserem Ausdruck, egal ob wir tanzen, musizieren oder mit künstlerischen Materialien gestalten, dann geben wir ein Bild davon, was in uns steckt und sich in diesem Augenblick zeigen möchte. Wenn wir in uns hineinspüren und unsere Hände einfach machen lassen, verbinden wir uns mit unserem Inneren. Wir schaffen Raum für unsere eigene Wahrheit. 

 

Gestalten hilft uns, Herz, Bauch und Kopf zusammen zu bringen. Wörter sind oft eindimensional, sie bezeichnen eine Sache und legen eine Bedeutung fest. Wenn wir gestalten, wählen wir unterschiedliche Materialien und Farben, wir schaffen Linien, Formen, Texturen, Zwischenräume. Wir alle kennen den Spruch, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ein Bild kann Ambivalentes zeigen, es kann mehrere Bedeutungen gleichzeitig haben. Es ist nicht linear, sondern kann auch Ereignisse, die zeitlich voneinander entfernt sind, in sich vereinen.  

 

Wenn wir also gestaltet haben, frei und unverstellt, dann ist das Bild, das wir nun vor uns sehen, der äußere Spiegel unserer inneren Vorgänge. Wir können dieses Bild betrachten und schauen, was sich gezeigt hat. Es kann vielschichtig sein und wir können Schicht um Schicht immer weiter in unser Unterbewusstsein herabtauchen, Erkenntnisse gewinnen, Möglichkeiten entdecken und Antworten auf unsere Fragen finden.  

 

Auch bisher nicht Bewusstes hat Form, Farbe und Textur angenommen. Frei und intuitiv zu gestalten kann also eine Abkürzung zu unserem Unterbewussten sein. Sobald etwas sichtbar ist,  bekommen wir Zugang zu unserem Inneren - zu dem, wer wir wirklich sind.  

Es liegt an uns, uns auf diese Entdeckungsreise einzulassen: Was kann und will ich in meiner Gestaltung sehen? Kann ich mich darauf einlassen, das wahrzunehmen, was jetzt gerade für mich wichtig ist? Sich frei auszudrücken und die Gestaltung unverstellt auf sich wirken zu lassen, ist zunächst ungewohnt und oft ein längerer Prozess. In der Kunsttherapie wird dieser Prozess professionell begleitet von einer Kunsttherapeutin oder einem Kunsttherapeuten, die oder der den Raum hält, unterstützt und einen sicheren Rahmen schafft.   

 

Die Bilder, die wir in uns tragen, sind mächtig. Ohne uns dessen bewusst zu sein, tragen wir oft Bilder in uns, die uns das Leben schwer machen. Es sind solche, die uns blockieren und uns daran hindern, uns frei zu entfalten. Erst wenn wir uns diese Bilder bewusst gemacht und sie ausreichend erforscht haben, können wir uns davon distanzieren.  

 

Wir tragen jedoch auch Bilder in uns, die heilsam sind. Diese gilt es zu entdecken. Außerdem haben wir die Möglichkeit, neue hilfreiche Bilder in uns zu etablieren, solche, die uns stärken und guttun.  

 

Deine inneren Bilder bestimmen deinen Blick auf die Welt und auf dich. 

 

In der Kunsttherapie werden diese Bilder sichtbar und du erkennst, was dich blockiert und was du brauchst, um dich frei zu entfalten.  

 

Jede Veränderung beginnt mit Klarheit.  

 

 

Manchmal sind unsere Konflikte tiefgreifend und wir in unseren Handlungsmöglichkeiten so eingeschränkt, dass wir Unterstützung brauchen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn du allein anstehst und dir Begleitung wünscht, kontaktiere mich daher gerne für einen kunsttherapeutischen Prozess. Ich helfe dir dabei, dich frei und ohne Blockaden auszudrücken. Gemeinsam schauen wir, was sichtbar wurde und suchen Worte für das Erlebte und Entstandene. Wir finden heraus, welche Antworten du darin entdecken kannst und welche Möglichkeiten sich für dich daraus ergeben. 

 

Mein Blog soll dazu anregen, selbst zu gestalten und sich in kreativen Prozessen mit sich selbst zu verbinden. Die vorgestellten Übungen zur kreativen Selbsterfahrung sind nicht zu verwechseln mit Kunsttherapie. Kunsttherapie erfordert eine ausgebildete Kunsttherapeutin / einen ausgebildeten Kunsttherapeuten. 

 

 

Ich biete trotz Covid 19 und auch während des Lockdowns Kunsttherapie 1:1 mit ausreichenden Schutzmaßnahmen in meiner Praxis an, aber auch gerne online. 

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