Mit dir selbst in gutem Kontakt. Selbstbegegnung im kunsttherapeutischen Prozess.

 

Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und dabei mehr über die eigene innere Welt zu erfahren hilft dabei, die Beziehung zu sich und anderen zu verbessern. Für diesen Prozess der Wahrnehmung der eigenen Gefühle, Empfindungen und Gedanken gibt es den Begriff der Selbstbegegnung.

 

Ich schreibe in diesem Beitrag darüber, wie Selbstbegegnung in der Kunsttherapie gelingt, wie wir aus einer krisenhaften Einengung wieder herauskommen und wie aus Fragmentierung wieder Ganzheit wird.  

 

Menschen, die eine Therapie beginnen, befinden sich in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und Problematiken, doch eines haben sie gemeinsam: Ihre Wahrnehmung ist eingeengt und fragmentiert. Sie sind meist ganz von ihrer jeweiligen Problematik eingenommen, oft in negativen Gedankenspiralen verstrickt und in ihrem Selbstbezug stark eingeschränkt.

In der kunsttherapeutischen Begleitung meiner Klient*innen machte ich von Anfang an eine Erfahrung, die mich nach wie vor fasziniert: Auch in Zeiten größter Belastungen, Konflikte und Verwirrungen des Ich gibt es in uns etwas, was davon unberührt bleibt: unser Selbst. Achtsam wahrzunehmen, was jetzt ist, verbindet uns mit diesem unseren inneren Wesen und bringt uns so unserer Ganzheit wieder näher. In dieser Begegnung liegt ungeheure Kraft.

 

Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, sind winzige Dinge, verglichen mit dem, was in uns liegt. (Oliver Wendell Holmes)

 

Kunsttherapie ermöglicht, uns selbst wieder ganzheitlicher wahrzunehmen und so mit uns wieder in einen guten Kontakt zu kommen. Wir können beginnen zu erkennen, was alles in uns liegt und worauf wir zurückgreifen können. Über das Gestalten und das Betrachten unserer Gestaltung können wir schrittweise unserem Selbst (wieder) näherkommen und erfahren oder zu erahnen beginnen, dass im Grunde alles da ist und wir ganz sind. 

 

Nicht im Sinn einer plötzlichen Erleuchtung, sondern in einem schrittweisen Zunehmen des eigenen Selbstbezugs durch:

  • eine zunehmende Erweiterung und Differenzierung der eigenen Wahrnehmung
  • ein Erspüren körperlicher Empfindungen
  • ein allmähliches Bewusstwerden von Gefühlen und Gedanken - auch von solchen, die bisher verdrängt werden mussten
  • ein Wiedererkennen von Ressourcen
  • ein Einnehmen neuer Perspektiven
  • ein Erkennen weiterer Möglichkeiten 

Der kunsttherapeutische Prozess ist eine ganzheitliche Weise, sich selbst zu erleben und mit sich in Beziehung zu treten, auch auf Wahrnehmungsebenen, welche über den Verstand hinausgehen. In diesem Prozess kann erfahren werden, was alles da ist.

 

Auch unangenehme Gefühle wie Wut, Angst, Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit werden spürbar, auch Empfindungen wie körperliche Anspannung dürfen wahrgenommen werden. Denn Selbstbegegnung bedeutet nicht, nur dort mit sich in Kontakt zu kommen, wo man sich wohlfühlt, in den Aspekten, die man gut und gerne annehmen kann. Selbstbegegnung beinhaltet auch, mit eigenen Anteilen in Berührung zu kommen, die fremd erscheinen, Angst machen, mit Scham besetzt sind oder nicht in das eigene Selbst- und Weltbild passen. Doch all das ist heilsam: erst wenn man etwas begegnen kann, kann man sich damit auch auseinander- beziehungsweise eigentlich zusammensetzen.

 

Selbstbegegnung bedeutet, in einen wirklichen Kontakt mit sich selbst zu kommen, wie zaghaft oder intensiv, wie begrenzt oder umfassend er sein mag. Diese Begegnung entwickelt sich nicht in einem Prozess, sondern ist ein immer wiederkehrender Akt im Hier und Jetzt. Sie ist jederzeit möglich und kann jedes Mal neu gewonnen werden. 

Indem die Verbindung zwischen Ich und Selbst beziehungsweise der Selbstbezug gestärkt wird, erfährt man sich wieder in seiner Ganzheit und fühlt sich weniger fragmentiert.

 

Oft sind Menschen überrascht über die vielfältigen Entdeckungen, die sie über das Gestalten und in ihren Gestaltungen machen, weil diese ihnen einen ganz neuen Blick auf sich selbst ermöglichen. Über die Bilder können Erkenntnisräume betreten werden, die bisher im Halbdunkel lagen oder ihnen völlig verborgen geblieben waren.

 

Denn Bilder sind oft imstande, das auszudrücken, wo Worte nicht hinkommen.

 

Selbstbegegnung ermöglicht eine bewusste Auseinandersetzung mit dem, was jetzt gerade in uns ist.

Sie eröffnet einen Blick auf unseren inneren Reichtum und führt uns heraus aus der Einengung einer Krise.

 

 

Manchmal sind unsere Konflikte tiefgreifend und wir in unseren Handlungsmöglichkeiten so eingeschränkt, dass wir Unterstützung brauchen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn du allein anstehst und dir Begleitung wünscht, kontaktiere mich daher gerne für einen kunsttherapeutischen Prozess. Ich helfe dir dabei, dich frei und ohne Blockaden auszudrücken. Gemeinsam schauen wir, was sichtbar wurde und suchen Worte für das Erlebte und Entstandene. Wir finden heraus, welche Antworten du darin entdecken kannst und welche Möglichkeiten sich für dich daraus ergeben.  

 

 

Wenn du meine Blogbeiträge regelmäßig per mail erhalten möchtest, schick mir bitte mit dem untenstehenden Formular deine mail-adresse. Danke!

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0